Der Home‐​Office Blues von Iris Hennebichler

In ihrem Home‐​Office Blues besingt Iris Hennebichler virtuos die allseits bekannten Leiden mit der verflixten Technik.

Es ist zum Rean
mit der Technik ist es zum Rean

Damit spricht (bzw. singt) Iris Hennebichler wohl vielen aus der Seele. So ist auch ihr Home‐​Office Blues Seelenbalsam für die im Home‐​Office von ihren technischen Gerätschaften, eingefrorenen Bildschirmen bei Videokonferenzen, überlasteten Servern und unzureichend funktionierenden Webshops Gepeinigten. Wir wollen gar nicht zuviele Worte verlieren, denn das Werk steht für sich, aber soviel sei gesagt: Iris Hennebichler hat den Text selbst geschrieben (für die Übersetzung für Nicht‐​Oberösterreicher siehe unten!) und eingesungen, die Musik selbst komponiert und eingespielt, das Video selbst aufgenommen und geschnitten (mitsamt der zum Thema der verflixten Technik passenden Asynchronität von Bild und Ton)! Iris Hennebichler, damit ist dir wirklich was gelungen! 

Interlude
Es is’ a grauer Novembermorgen
und du sitzt im zweiten Lockdown in deiner Wohnung bei einer heißen Tasse Tee.
Najå, es gibt Schena’s, als si’ vor’n Computer z’sitzen,
åba du kaunnst jå momentan eh nix aunda’s toa’.
D’rum vazöh’ i euch måi, wie’s mir jetzt damit so geht …

Verse 1

I mach’ in Computer auf, wås erwårtet mi’:
a Erinnerung für a Teams‐Meeting.

Voller Vorfreude start’ i des Programm, wei’ i werd’ de Kinder sehng in da Schui beziehungsweise daham.

Verse 2
Und die erste Enttäuschung, die kummt scho’ båid,
mit seine’ Technik‐​Skills kaunn da Host in’ Wåid geh’.

Es is’ so traurig, Kontakte gehen verloren,
då mach’ i net laung mit, des håb’ i mir g’schwoan.

Chorus
Es is zum Rean, mit der Technik is es zum Rean.
I füh’ mi’ immer so verlåss’n, kaunn mi’ a auf nix verlåss’n,
’s is zum Plean, kana wü’ mi’ hean,
i kaunn’ a neamd hean und sehng.

Verse 3
Es is’ Donnerståg, neini in da Fruah.
Mi’m Häferl in da Haund stoß’ i dann dazua

und låss’ mi’ nieder ganz besonnen,
doch nu’ håt des Meeting net begonnen.
Wia’s beginnt und se scho’ red’n, åba i nix hea, siach i, dass då wås net stimmt.

Des måcht mi’ narrisch und verzweifelt zugleich, mei G’sicht wird kreidebleich.

Verse 4
Freitåg da Dreizehnte, i bin scho’ gaunz gespaunnt,
ob ma’s heite schåffen, uns zu sehng,
daweil siach i nur a weiße Wand.

Des Setting is’ a aundares, heit’ schau i nur zua,
åba s’Problem is’ des gleiche,
i kaunn nur fluachn.

Chorus

Bridge
Åba maunchmåi is’ es umgekehrt,
då hea’ i se und se hean mi’, doch sehng tuan se mi’ net.
Ma kaunn einfach net ois haum, Kompromiss is’ s’Zauberwort.
Mei’ Mantra bleibt dessöbe: Home‐​Office is net mei’ Ort!

Chorus

Ending
Home‐​Office is’ traurig, åba wåhr.

Interlude
Es ist ein grauer Novembermorgen
und du sitzt im zweiten Lockdown in deiner Wohnung bei einer heißen Tasse Tee.
Naja, es gibt Schöneres, als sich vor den Computer zu setzen,
aber du kannst ja momentan eh nichts anderes tun.
Darum erzähle ich euch mal, wie es mir jetzt damit so geht …

Verse 1
Ich mache den Computer auf, was erwartet mich: eine Erinnerung für ein Teams‐​Meeting.
Voller Vorfreude starte ich das Programm,
wei ich werde die Kinder sehen in der Schule beziehungsweise daheim.

Verse 2
Und die erste Enttäuschung, die kommt schon bald,
mit seinen Technik‐​Skills kann der Host (= Gastgeber bei einem Online‐​Meeting) in den Wald gehen (= er kann sich verstecken).
Es ist so traurig, Kontakte gehen verloren,
da mache ich nicht lange mit, das habe ich mir geschworen.

Chorus
Es ist zum Rean (= Heulen) mit der Technik ist es zum Rean.
Ich fühle mich immer so verlassen, kann mich auch auf nichts verlassen,
es ist zum Plärren (= Weinen), keiner will mich hören, ich kann auch niemanden hören und sehen.

Verse 3
Es ist Donnerstag, neun Uhr in der Früh (= am Morgen).
Mit dem Häferl (= Tasse) in der Hand stoße ich dann dazu
und lasse mich nieder ganz besonnen,
doch noch hat das Meeting nicht begonnen.
Wie (= Als) es beginnt und sie schon reden, aber ich nix höre, sehe ich, dass da was nicht stimmt.
Das macht mich närrisch (= wahnsinnig, wütend) und verzweifelt zugleich, mein Gesicht wird kreidebleich.

Verse 4
Freitag der Dreizehnte, ich bin schon ganz gespannt,
ob wir es heute schaffen, uns zu sehen,
derweilen (= momentan) sehe ich nur eine weiße Wand.
Das Setting ist ein anderes, heute schaue (= sehe) ich nur zu,
aber das Problem ist das gleiche,
ich kann nur fluchen.

Chorus

Bridge
Aber manchmal ist es umgekehrt,
da höre ich sie und sie hören mich, doch sehen tun sie mich nicht.
Man kann einfach nicht alles haben, Kompromiss ist das Zauberwort.
Mein Mantra bleibt dasselbe: »Home‐​Office ist nicht mein Ort!«

Chorus

Ending
Home‐​Office ist traurig, aber wahr.

Iris Hennebichler

Iris Hennebichler stammt aus dem gebirgigen, hügeligen und stark bewaldeten Almtal in Oberösterreich. Seit 2015 lebt sie in Graz, wo sie Spanisch und Musikerziehung auf Lehramt studiert. Musikalisch treibt sich Iris in allen möglichen Gefilden herum, vorwiegend zwar im Jazz, aber auch vermehrt in der freien Improvisation, im Jodeln und im Mantragesang – vor ihr ist also nichts sicher. Mit der Kombination von Mundart und Jazz hat sie nun ihren eigenen Stil gefunden, in dem sie auf ironische Weise Kritik an gesellschaftlichen Phänomenen üben kann.

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