Eine Leserrezension zu Jim Palmensteins Xenia – Die Aufzeichnungen des Bob Nemo:
Xenia ist ein Buch, das überrascht, weil es mehrere Genres bedient und doch in sich etwas Neues darstellt. Der Roman stellt die Frage nach den großen Dingen des Lebens, verortet in einer romantischen Beziehung zwischen einem Outlaw der Gesellschaft und einer Gesellschaftshüterin. Die Erzählung spielt in einer naheliegenden Zukunft, die vernunftorientiert das Individuum stranguliert, während ein anderer Teil der Welt in anarchistisch‐brutalen Verhältnissen vegetiert. Hitzige – weil sinnliche – Dialoge werden gejagt von essayhaften Schilderungen einer Gesellschaft, die alles optimiert und kontrolliert. Der Protagonist ist spannend weil fehlerhaft und wenig interessiert an Karriere und herkömmlichem gesellschaftlichen Dasein. Sie, eine regelrechte Superheldin, begehrt ihn ob seiner Menschlichkeit und Schwäche, was die Spannung des Buches ausmacht. Doch man darf keine Soapopera aus dem Gebiet der gesellschaftlichen Fiktion erwarten, noch eine Actionstory von Romeo und Julia in einer abweisenden Welt. Vielmehr steht die Protagonistin für das Menschsein an sich in verschiedenen Ausprägungen und im Spannungsfeld zwischen Diktatur und Wildheit der Demokratie. Die Einschränkungen der modernen Welt werden subjektiv beschrieben und lassen einen ahnen, wie wenig noch zur gesteuerten Biopolitik in unserer postmodernen Gesellschaft fehlt.
Dem Autor ist zu danken für seine aufklärerische Note, die – auch spielerisch mit verschiedenen philosophischen Erkenntnissen – die Lektüre nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern auch erkenntnistheoretisch interessant macht.
(Leserrezension, 01.09.2020)